Sie
sind die grünen Oasen zwischen den Asphaltwüsten und Betonburg einer
von Hektik und Stress getriebenen Gesellschaft – die Kleingärten. Das
Image eines von pedantischen Vereinsmeiern geschaffenen Gartenparadies
trifft schon längst nicht mehr zu. Auch sind vor dem Hintergrund einer
zunehmenden Virtualisierung die kulturpessimistischen Prognosen über die
aussterbende Spezies der Kleingärtner keineswegs haltbar.
Vielmehr
lässt sich fast 150 Jahre nach dem Tod des namensgebenden Leipziger
Arztes Daniel Schreber in Deutschland ein neuer Trend ausmachen:
Kleingarten statt Eigenheim.
„Immer mehr junge Familien verzichten auf das Eigenheim im Grünen.
Sie
wohnen lieber zur Miete und pachten einen Garten, um beruflich mobil
sein zu können“, diagnostiziert Thomas Wagner vom Bundesverband
Deutscher Gartenfreunde.
So sind in den vergangenen 5 Jahren 45 Prozent aller Neuverpachtungen an Familien mit Kindern gegangen.
Von einer Verjüngung der Pächterschaft zu sprechen ist jedoch weit verfrüht.
Das
Durchschnittsalter liegt bei etwas 60 Jahren und mehr als ein Drittel
der Pächter der insgesamt 1,24 Mio. Schrebergärten ist zwischen 65 und
75 Jahre jung.
Gegärtnert („garteln =
gegartelt“ = neu in meinem Sprachgebrauch seit heute – 17. August 2011)
wird bis ins hohe Alter, denn … einmal Gärtner, immer Gärtner !
Doch
ungeachtet des Alters, „Garteln“ ist zur zweitbeliebtesten
Freizeitbeschäftigung der Deutschen avanciert. So arbeiten wesentlich
mehr Menschen lieber in einem Garten als sich in einer Kneipe oder in
einem Theater zu vergnügen. Aber warum ? Was treibt sie an, unermüdlich
zu buddeln, zu zupfen und zu rupfen, erbarmungslos Schnecken und Unkraut
zu jagen öder jäten ?
Wer sich diese Fragen stellt, landet schnell bei den Grundfragen des Menschseins.
Gärtnern
ist Ausdruck des Wesens des Menschen. Gärtnern schult uns in
Freundschaft, Leidenschaft, Sinnlichkeit, Aufopferungsbereitschaft,
Pflichtgefühl, Verantwortung, Geduld und auch in der Fähigkeit, mit
Scheitern und Frustration adäquat umzugehen.
Gärtnern
lehrt uns im Grunde alles, was wir für ein gelingendes Leben brauen.
Die Liebe zum Lebendigen, die sog. Biophile, ist tief im
Menschenverwurzelt.
So sehnt sich auch
der hochtechnisierte Kulturmensch mit seinem i-Phone und seiner
Mikrowelle unbewusst nach dem Leben seiner Urahnen: einem Leben in und
mit der Natur, einem Leben, in dem alle fünf Sinne stimuliert werden.
Denn gemessen an der langen Stammesgeschichte lebt der heutige Mensch
gerade mal einen Tag in dieser von der Natur befreiten Gesellschaft.
Gärtnern
ist stets auch die Beschäftigung mit dem eigenen Leben, und dazu noch
eine ganz gesunde, wie Psychoolgen und Mediziner behaupten. Wer
regelmäßig „gartelt“, leidet selten unter Stress. Ein Garten bewirkt die
heilsame Erfahrung von Entschleunigung, Rhythmik, und Ordnung und
stärkt das Urvertrauen, dass das Leben auch nach einer langen Phase der
Dunkelheit doch wieder irgendwie in Ordnung kommt.
Insbesondere
der eigene Garten bietet dem getriebenen Menschen von heute die
Möglichkeit, einen romantischen Gegenentwurf zu dieser von Kälte,
Beschleunigung und Unberechenbarkeit geprägten Gesellschaft zu
realisieren. Im Garten erschafft sich der moderne Mensch seine kleine
heile Nische nach dem Ideal einer unverschmutzten, kontrollierbaren und
friedlichen Welt, die es draußen vor dem Maschendrahtzaun wohl nie mehr
geben wird.
Und der Gärtner spielt Schöpfergott, entscheidet über Leben und Tod.
Sein und Nichtsein, weist die Natur in ihre Grenzen – so lange jedenfalls, bis die Natur ihn selbst in seine Schranken weist.
Zu
meinem Thema abschließend ein Zitat des Autoren Peter Sager aus seinem
Buch „Englische Gartenlust“, in dem er die Erzählung der biblischen
Geschichte erwähnt:
„Wir Menschen sind alle aus einem Garten vertrieben worden … Seither suchen wir das Paradies! Auf dem Weg dorthin gibt es Gärten!“
Text von Prof. Dr. Obermaier
von Maria Biehl
Meine neue Landlust – Lust auf Schrebergarten
Meine neue Landlust begann auf dem Rückflug von Salzburg nach Köln am 31. Juli 2009.Die Fluggesellschaft hatte eine großzügige Auswahl von kostenlosen Zeitungen und Magazinen im Angebot.Ich wählte die überwiegend für Frauen interessante Zeitschrift freundin (Ausgabe 17/2009).Unter der Rubrik „trendreport“ las ich mit Interesse den Artikel„Die neue Landlust“ – Schrebergärten als Statussymbol: Hände in die Erde und eigenes Gemüse anbauen. Deutschland entdeckt die Liebe zur Natur.Und fragte mich: Warum sollte ich mir nicht auch einen Schrebergarten zulegen?? Gesagt – Getan nach dem Motto: Kurze Zeit nach meiner Rückkehr aus dem Berchtesgadener Land machte ich mit Freundinnen einen Spaziergang im Müngersdorfer Stadtwald. Angrenzend befindet sich der Kleingartenverein Braunsfeld e. V.Ein Kurzbesuch bei einem der dortigen Kleingärtner ermutigte mich zu der Nachfrage im Vereinsheim nach einem Pachtgarten. Dort wurde gerade nach dem Sommerfest am Vortage mit „vereinten Kräften“ aufgeräumt.Natürlich wurde ich skeptisch „beäugt“ und gefragt, ob ich denn Lust zur Gartenarbeit hätte !Ich bejahte dieses und bekam den Hinweis, dass ein Grundstück auf der Rückseite des Vereinsheimes zur Neuverpachtung anstände.Ich ging mit meinen Begleiterinnen „gucken“, meldete mich erneut bei der Vereinsvorsitzenden, und hatte nach sehr kurzer Zeit einen Pachtvertrag in der Tasche. Unerfreulich war der Zustand des Gartenhäuschens: marode, ungepflegt, nicht mehr bewohnbar, an einer Stelle auf dem Grundstück platziert, wo die Fenster niemals einen Sonnenstrahl aufnehmen konnten.Also beschloss ich den Abriss dieses „Objektes“ und den Neubau eines Holzhauses.Das Abenteuer begann bereits mit dem Abbruch im „useligen“ (das ist kölsch) Monat November 2009.Im darauf folgenden Frühjahr nach ausgiebiger Planung wurde das Fundament für das Häuschen gegossen, dann das Material bei einem niederländischen Hersteller bestellt. Der Aufbau war dann für Ende Juni 2010 geplant. Fast alles lief plangemäß, denn für alle meine Bauangelegenheiten standen mir kompetente Menschen zur Seite.Mein „Häuslebauer“ (das ist allerdings schwäbisch – glaub‘ ich jedenfalls) unterstützt mich bis heute mit guten Ideen, Tatkraft und moralischer Hilfestellung.Das superfleißige Bauteam schaffte es in ungefähr vier Wochen in der großen Hitze des Sommers 2010 den Prachtbau – die „Villa Maria“ – fertigzustellen. Ich versuchte mit meinen kräftemäßigen Möglichkeiten das Bauvorhaben zu unterstützen, d. h. ich verteilte das Imprägnieröl auf die einzelnen Holzbohlen, außerdem beklebte ich stapelweise Zeitungspapier als Anstrichschutz auf die Fensterscheiben.Zum Glück befindet sich auf meinem Grundstück ein riesiger, alter Apfelbaum (sehr leckere Äpfel), der angenehmen Schatten bei diesen Anstreicharbeiten spendete.Eigentlich sollte das Häuschen einen roten Anstrich bekommen (vergleichbar der schwedischen Ferienhäuser , die meist alle in diesem ochsenblutrot gestrichen sind), die Fenster weiß abgesetzt, allerdings hätte das noch einmal mindestens zwei Wochen Arbeit beansprucht und meinen Geldbeutel ausufernd strapaziert, also der Entschluss stand dann fest: das Haus bleibt in dem Naturton mit weißen Fenstern. Das Ergebnis lässt sich wirklich sehen !… und ständige Wiederanstriche mit Deckfarbe werden nicht notwendig sein.Im vergangenen Herbst beauftragte ich ein Gärtnerteam, welches mir in zwei Tagen das gesamte Gartengelände fräste, Mutterboden an den notwendigen Stellen auffüllte, den Boden düngte, ein Blumenbeet angelegte und einen Rasen einsäte, der sich innerhalb von zwei Wochen prächtig entwickelte.Verschiedene Rosen, u. a. auch eine Baumrose – Himalaya Musk weiß wurden gepflanzt.Somit kam der Winter, in dem alles lange unter der dicken Schneedecke verborgen lag. Nach der Schneeschmelze entdeckte entdeckte ich zu meinem großen Kummer, dass sich die hungrigen Kanienchen gütlich über meine Rosenstöcke hergemacht hatten, welch ein Ärger …, aber alle Rosen haben den harten Winter und auch den Kaninchenfraß überlebt, welche Freude hatte ich bislang schon an all meinen schönen Rosen, und nicht nur daran. Inzwischen ist mein Häuschen recht wohnlich eingerichtet, so dass ich schon Besuch empfangen und auch bewirten kann. Es bringt mir alles Spaß – sogar das Rasenmähen und Unkrautjäten, – und das alles in der wunderbaren Gesangskulisse, dem Gezwitscher der unendlich vielen verschiedenen Vogelstimmen !Zum Ausruhen, Müßiggang oder mit den neuen Gartennachbarn zusammensitzen beim Tee, Kaffee oder gar exotischen Speisen, die nicht selten die Früchte der Gärten beinhalten, ist immer genügend Zeit und ist immer eine Freude und stützt meine Lebensfreude und Energie auf ungeahnte Art und Weise. Alle meine Freunde und Bekannten, die mich in meinem Zweit-Domizil schon besucht haben, äußerten sich begeistert und haben mich in meiner Entschluss bestätigt, dass meine Idee für mein Kleingarten-Projekt die richtige Entscheidung war. Das Schönste an der Gartenarbeit – „die Pause danach“ Text und Fotos von Maria Biehl